Konzertbericht

9.5.2019 - Maikonzert - Einfach mal den Kopf drehen

Alexa hat mit Buenos NoJazz ein Problem. Zumindest mit dem Namen. Auf die Frage nach der Band habe die digitale Assistentin nur Blödsinn verzapft, erzählt Gitarrist Michael Ressel beim Jazzclub-Konzert in der Werkstatt amüsiert. Erst bei der Frage nach der aktuellen CD „This Direction, please!“ sei er weitergekommen. Die sei von „Buenos No Jatz“, verkündete Alexa stolz.

Lippstadt - "Jatz" - tatsächlich wäre wohl kaum etwas unpassender für die Musik von Buenos NoJazz als diese längst zu Grabe getragene, immer etwas elitär klingende Eindeutschung. Und überhaupt entzieht sich der beschwingte, den Hörer schnell mitreißende Sound des Quartetts jeder vorschnellen stilistischen Einordnung. Das macht schon der sehr funklastige Opener "Behind Closed Blinds" deutlich, mit dem die in Lippstadt bestens bekannte Combo ganz entspannt in den Abend einsteigt. Sicher ist das irgendwie auch Jazz, was die Band um den Lippstädter Musikschulleiter Michael Ressel da abliefert, aber es ist eben noch sehr viel mehr. Nicht nur beim Funk bedienen sich die vier Musiker ausgiebig. Vor allem in Ressels zupackenden, sehr akzentuierten Gitarrensoli wird auch immer wieder eine tiefe Verwurzelung im Rock deutlich. Buenos NoJazz kennen da keinerlei Berührungsängste. Auch der Verzerrer und sogar das Wah-Wah-Pedal kommen da zum Einsatz, während sich in "Under the Eiderdown" plötzlich südamerikanische Rhythmen mit fast panflötenartig klingenden Keyboardklängen verbinden. Auch in den einzelnen Instrumentalstücken wechseln oft die Stile und Stimmungen. So treffen in "Cake of Sorry" große Rockmelodien auf den funkigen Groove von Bassist Holger Losch. "Wir sind stolz, dass wir seit Jahre nur eigene Kompositionen spielen", sagt Keyboarder Heiner Bartsch, der sich das Stückeschreiben mit dem Gitarristen teilt. So unterschiedlich die verschiedenen Elemente und Einflüsse sind, so homogen ist der Gesamtsound, den man sich oft als perfekte Untermalung für einen amerikanischen Kriminalfilm vorstellen könnte. Gewürzt wird das Ganze mit den Kommentaren von Michael Ressel, der mit viel trockenem Humor durch das Programm führt. In der Werkstatt waren Buenos NoJazz zuletzt 2017 zu Gast. Entsprechend hat das durch Drummer Johannes Reimer vervollständigte Quartett auch einige neue Stücke im Angebot. "Da müssen wir uns konzentrieren, damit wir das auch hinbekommen", sagt Michael Ressel bei einer aktuellen Komposition von Heiner Bartsch, die "sogar eine Choreographie" habe. "Turn Your Head" heißt das Stück. "Da kann kam sich ja schon vorstellen, was da passiert." Und tatsächlich rucken die Köpfe der Musiker wie auf ein geheimes Kommando immer wieder nach rechts und nach links, was ein bisschen gaga aussieht - und auch so gemeint ist. "Das hat ja gut geklappt", freut sich Ressel nachher. Und das kann man nun wirklich auch für den ganzen Abend sagen.

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - Andreas Balzer

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