Konzertbericht

6.12.2018 - Dezemberkonzert - Soester Jazz-Ensemble

Das Soester Jazz-Ensemble erwies sich am Donnerstag als sympathischer musikalischer Botschafter.    Foto: Heier

Das Soester Jazz-Ensemble erwies sich am Donnerstag als sympathischer musikalischer Botschafter.    Foto: Heier

Lippstadt. „Wir sind die Band aus … Detmold“. Die kleine humoristische Spitze auf den alten Groll der Lippstädter auf die Kreisstadt kann sich Saxophonist Patrick Porsch dann doch nicht verkneifen. Denn die Band, die am Donnerstag in der Musikkneipe Werkstatt aufspielte, kommt — wie es der Name Soester Jazz-Ensemble schon sagt — natürlich aus Soest.

Zehn Jahre ist es her, dass Louisa Kimmel (Piano, Komposition, Gesang), Patrick Porsch (Saxophon), Fabian Freitag (Posaune, Piano), Ivo Kassel (Kontrabass) und Detlev Schütte (Schlagzeug) Lippstadt beehrt haben, nun erweisen sie sich erneut als sympathische musikalische Botschafter der Kreisstadt.

Im Gepäck haben sie ausschließlich Eigenkompositionen von Louisa Kimmel, aus denen sie einen Gute-Laune-Cocktail aus Bossa, Balladen und Swing-Titeln mixen. Es der von Charlie Parker, Benny Goodman & Co. geprägten Jazz, den das Ensemble favorisiert. Während Kassel, Schütte und Kimmel eher den Rhythmus-Part übernehmen, sind es Freitag an der Posaune und vor allem Porsch am Saxophon, die mit wendigen Improvisationen die tragenden Melody-Maker geben.

Heraus kommt ein wohlgeschliffener Gesamtklang starker Solisten, die immer wieder hervorragend zum Thema des Stückes zurückfinden. Kimmels Kompositionen sind so einprägsam, als gehörten sie selbst ins „Real Book“, der Bibel der Jazz-Standards. Die Kanadierin hat ein Faible für gefällige Kompositionen, denen immer persönliche Geschichten zugrunde liegen. „Sun of the South“ ist ein Titel, der aus dem Wunsch nach Urlaub heraus entstanden ist, und „Louie the Hat“ aus ihrer früheren Angewohnheit heraus, dem kalten Winter in Kanada mit einer dicken Mütze zu trotzen. „Miss Bossi“ ist inhaltlich einer Chefin gewidmet, musikalisch wickelt sie sie stimmig in einen Bossa ein. Und die klassische Nocturne eines Chopin wird zu einer verträumten Jazz-Ballade; einer Schlagzeug-Besen-Nummer im seichtesten Bar-Musik-Modus. Im „Swingsong“ grooven die Bläser, halten Saxophon und Posaune einen spritzigen Dialog.

Eine weitere Leidenschaft Kimmels ist die Lyrik, die sie mit Gedichten wie „Love’s Philosophy“ von Percy Bysshe Shelley vokalistisch mit einfließen lässt. Diese eher strenge Vertonung erweist sich im Kontrast mit dem fließenden Jazz und auch aufgrund der Stimmfarbe als ungewöhnliche Verbindung. Der Verbindung „Soest-Lippstadt“ jedenfalls hat der Abend nur gut getan.   

 

Quelle: ZV Der Patriot  - rio

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