Konzertbericht

9.3.2018 - Leise-Sängerin mit jugendlichem Charme

Die Sängerin Stephanie Neigel lässt in ihren Liedern ihren Gedanken freien Lauf.    Foto: Heier

Lippstadt. Dass es Zugaben sind, registriert das Publikum schon gar nicht mehr. Eigentlich sind Stephanie Neigel und Band mit dem Programm schon durch. Doch das Publikum bleibt wie selbstverständlich hocken und sehnt die nächste Nummer des Quartetts herbei, das am Freitagabend auf Einladung des Jazzclubs in die Werkstatt gekommen ist.

Stephanie Neigel (Gesang/Gitarre/Klavier), Sebastian Scobel (Klavier), Thomas Sauerborn (Schlagzeug/Gesang) und Alex Merzkirch (Bass/Gesang) legen einen bezaubernden Abend hin mit selbst geschriebenen Stücken, die sie mal in englischer, mal in deutscher Sprache singt und die – fernab von Plattitüden – eine menschliche Botschaft in sich tragen. Es sind Titel wie „Capture Time“ oder „This Is Where I Wanna Be“, in denen sie schönen Momenten und Orten huldigt.

In „Gehen“ singt sie von der Angst, verlassen zu werden oder von den „Egoisten“, die unseren Alltag begleiten. Wenn sie sich die Klampfe umhängt, kann sie sogar recht melancholisch werden. Da outet sich Neigel als Leise-Sängerin, als Balladensängerin per excellence a la Rickie Lee Jones oder Norah Jones. Dann wieder ist es der funky Beat, dem man unweigerlich ergeben ist.

Ethnisch angehaucht und unplugged

Ende April erscheint ihr drittes Album „In Sachen Du“. Am Freitag gab es aus allen drei Alben etwas zu hören.

Neigel ist eine echte Sympathieträgerin. Mit schickem Hut und in weißer Bluse gekleidet strömt sie jugendlichen Charme aus. Sie weiß, wie man dem Publikum schmeichelt. „An Lippstadt geht kein Weg vorbei“, sagt sie, die zum zweiten Mal hier gastiert. Ihre Band fügt sich hervorragend dem romantisch balladesken Repertoire Neigels. Facettenreich improvisiert Scobel in herrlichsten Phrasierungen und Merzkirch gibt mit seinem flinken, geradlinigen Bass den Rhythmus vor. Neigel lässt das Publikum mitsingen. Das macht prima mit. Sie schreibe immer dann Songs, „wenn etwas von der Seele weg muss“. So ein Stück etwa ist „Dance With The Devil“, das in einer schlaflosen Nacht entstanden ist und mit seinen Lautmalereien und rhythmischen Verzerrungen aus der Reihe fällt.

Von vier Wochen Sri Lanka ethnisch angehaucht und unplugged gibt sie sich komplett solo oder in Minimalbesetzung. Nur mit ihrem Körper und ihrer Stimme kreiert sie einen Song, klatscht, stampft, schnippst und singt gleichzeitig. Dem Genre „Easy Listening“ zugewandt sind jene Sonnenschein-Stücke im „soften“ Swing über den Sommerregen oder Lieblingsorte.

Jazz, Soul und Blues verschmelzen zu einem Neigel-Sound, der ihr – getragen von einer klaren und warmen Stimme – aufmerksame Zuhörer beschert. Nach gut zweieinhalb Stunden erklingt dann doch der Schlussakkord.    

Quelle: Zeitungsverlag Der Patriot GmbH - rio

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