Konzertbericht

Mai 2009 - ?Da geht euch der Hut hoch?

Daniela Rothenburg nahm das Jazzclub-Publikum mit auf eine Reise durch die wundersame Welt des deutschen Jazzschlagers

Expressive Performance trifft souveräne Gelassenheit: Daniela Rothenburg und Leonard Jones.  ■  Foto: Balzer

LIPPSTADT. Er freue sich, mit dem Programm ?Swinging deutsch? auch mal in einem richtigen Jazzclub auftreten zu dürfen, sagt Schlagzeuger Hans G. Laaks zu Beginn. Aber warum auch nicht, der Lippstädter Jazzclub fällt ja dankenswerterweise sowieso nicht durch verknöcherten Purismus auf und öffnet sich allen möglichen musikalischen Spielarten. Warum also nicht auch dem deutschen Jazzschlager?

Wohin die Reise geht, wird sofort nach dem instrumentalen Warm-up deutlich, als Daniela Rothenburg die Bühne mit einem Filmsong von Ilse Werner übernimmt: ?Wir machen Musik, da geht euch der Hut hoch. Wir machen Musik, da geht dir der Bart ab.?

Allerdings beschränken sich die agile Frontfrau und ihre Band keineswegs auf teutonische Eigengewächse. Das Programm schlägt einen Bogen von Cole Porter bis Roger Cicero. Dazu gesellen sich etwa George Gershwin, Manfred Krug, Hildegard Knef und auch eine verjazzte Version des Trude-Herr-Gassenhauers ?Ich will keine Schokolade? darf nicht fehlen.

Ein bisschen erinnert das Ganze an eine weibliche Variante der musikalischen Archäologie eines Götz Alsmann. Ohne den gepflegten Irrsinn des betollten Entertainment-Maniacs wirkt ?die Reise durch die wundersame Welt des Jazzschlagers? (Rothenburg) allerdings etwas seicht und bieder.

Was nicht heißt, dass Daniela Rothenburg eine schlechte Show böte. Im Gegenteil: Mit Verve wirft sich die Wahl-Dortmunderin in die Songs, spielt sie fast, flirtet dabei offensiv mit ihren vier Musikern und dem Publikum. Auch musikalisch ist das alles sehr überzeugend. Die Sängerin nutzt die ganze Bandbreite ihrer Stimme, ist als kokettes Luder ebenso glaubwürdig wie in den ruhigeren Momenten und veredelt das Ganze immer wieder mit Scat-Einlagen. Auch die vier Herren stehen nicht zurück und stellen in zahlreichen Soli immer wieder souverän ihr Können unter Beweis.

Das ist alles gut gemacht und unterhaltsam, vielleicht aber auch ein bisschen zu glatt und einstudiert. Kein schlechter Abend. Aber auch keiner, der lange nachklingen wird.  ¦  bal

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