Konzertbericht

2.3.2017 Märzkonzert - Mit ganz viel Groove

Setzte auf echten Stilpluralismus: die Woodhouse Jazzband mit Gastsängerin Gaby Goldberg.  -  Foto: Heier

Lippstadt. - Zurück zu den Wurzeln: Getreu dieses Mottos erlebte das von Bandleader Horst Janßen ?als sehr fachkundig und aufmerksam? empfundene Publikum am Donnerstagabend in der Werkstatt einen beschwingten Jazzabend, wie er sich gehört.  Nicht nur, dass hier mit der Woodhouse Jazzband ein stil- und genreübergreifender Jazz in stimmiger Atmosphäre aufgetischt wurde: Gleichzeitig fand das Konzert des Jazzclub Lippstadts wieder an seiner gewohnten Wirkungsstätte statt, was sich nach den wechselnden Spielstätten der letzten Zeit für viele wie ein ?nach Hause kommen? anfühlte.  In der heimeligen Atmosphäre der ?Jazz-Grotte? fällt es Horst Janßen (Posaune), Waldemar Kowalski (Klarinette, Saxofon), Hinderik Leeuwe (Trompete), Georg Derks (Klavier), Andreas Scheel (Bass), Rolf Drese (Schlagzeug, Arrangeur) und der Gastsolistin Gaby Goldberg nicht schwer, die Schar mitzureißen. Mit flottem Swing, Traditionals, ein bisschen Dixie und Bossa-Nova, Mainstream, Samba, Blues und ganz viel Groove führen sie ein Repertoire auf, das nicht nur vor Vielseitigkeit, sondern auch ungemeiner Spielfreude und professionellem Zusammenspiel strotzt.  Zweieinhalb Stunden vergehen wie im Fluge, so dass Horst Janßen ankündigt, dass zuhause in Mülheim schon die Betten gemacht sind. Immerhin: Er ist seit 55 Jahren als Musiker unterwegs.  Umso professioneller zeigt sich das Zusammenspiel der erprobten Jazz-Hasen, wenn sie altbekannte Standards aus dem American Song Book von Louis Armstrong, Duke Ellington, Errol Garner oder Ella Fitzgerald anstimmen und mit einer so improvisatorischen Freude und Beweglichkeit in ihren Soli aufwarten, dass es eine Freude ist, zuzuhören. Behände und flink werfen sich die quirlige Klarinette, ein verspieltes Piano, süffiges Sax oder eine satte Posaune die Bälle zu. Oft genug klingt trotz der nur dreiköpfigen Brass-Mannschaft ein Bigband-Sound an, wie er aus einschlägigen TV- und Radiosendungen bekannt ist.  Gaby Goldberg ist die perfekte Ergänzung. Die Sängerin war schon einmal mit Paul Kuhn in Lippstadt. Es fällt ihr leicht, die übliche Distanz zum Publikum aufzuheben. Die Jazzvokalistin bereichert mit ihrer flexiblen, klangfarbenreichen Stimme den munteren Instrumentensatz. Wendig gibt sie sich in Stücken wie Antonio Carlos Jobims ?Agua de Beber? oder setzt mit der Ballade ?Stardust? andächtige Momente.  Woodhouse zeigt sich sehr kreativ. So katapultiert Schlagzeuger und Arrangeur Rolf Drese das 1937 von George Gershwin geschriebene ?They Can?t Take That Away From Me? als soulige, mit viel Bigband-Drive anmutende Nummer in die Gegenwart. Ähnlich ist es bei Errol Garners Ballade ?Misty?, die als flotte Samba daherkommt.  Zum letzten Mal war die Band vor vier Jahren in Lippstadt zu Gast. Wäre doch schön, wenn das nicht mehr wieder so lange dauern würden, meint Janßen ? und auch das Publikum.

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - rio

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