Konzertbericht

27.10.2016 Oktoberkonzert - Mervi Myllyoja

Gemeinschaftskonzert mit dem Städtischem Musikverein

Mervi Myllyoja verbindet die unterschiedlichsten Klangwelten zu einem ganz eigenen Sound. Fotos: Balzer

Samuli ?Teho? Majamäki

Begeisterte auch als Sängerin: Jonna Pirttijoki.

Lippstadt. Mervi Myllyoja entschuldigt sich erst einmal. Sie seien erst am Vortag aus Finnland gekommen, erklärt die Geigerin nach den beiden Eröffnungsstücken. ?Wir sehen noch ziemlich erschöpft aus ? aber tatsächlich haben wir Spaß?, versichert sie. Das spontane Lachen ihrer Begleiter Jonna Pirttijoki (Akkordeon und Gesang) und Samuli ?Teho? Majamäki (Percussion, Vibraphon) bestätigt das umgehend. Und auch das Publikum des jüngsten Gemeinschaftskonzerts des Jazzclubs und des Städtischen Musikvereins lässt sich von der guten Laune, die sich auch durch die geringe Zuhörerzahl nicht trüben lässt, schnell anstecken. Dabei ist das Programm, mit dem sich das Trio am Donnerstag auf der Lippstädter Studiobühne vorstellt, trotz des etwas André-Rieu-haften Titels ?Magic Violin? durchaus anspruchsvoll. Es verbindet erstaunlich mühelos höchst unterschiedliche und zum Teil äußerst widersprüchliche Klangwelten und verbindet sie zu einem ganz eigenen Sound. Deutsche Romantik trifft da auf Jazz, Tango (finnischer ebenso wie argentinischer) auf Pop und Orient auf Okzident. Der Abend beginnt ganz beschwingt und tänzerisch mit Kompositionen des finnischen Tangokomponisten Toivo Kärki und des französischen Jazz-Akkordeonisten Richard Galliano, bevor das Trio deutlich melancholischere und dramatische Töne anschlägt ? ganz passend zu der Gemütstimmung, die man den Finnen ja generell gerne nachsagt (auch wenn das an diesem Abend ziemlich Lügen gestrafft wird). ?Karelia? heißt das neu arrangierte traditionelle Stück, benannt nach der finnisch-russischen Landschaft, aus der auch Mervi Myllyoja stammt. Dass die Karelier jedoch auch ganz anders drauf sein können, beweist das wunderbar beschwingte ?Swing of The Poor Carelia? von Aili Runne, das kurz darauf folgt. Umschwünge, Brüche und unerwartete Verbindungen dieser Art gibt es viele an diesem Abend. Und doch fügt sich alles wunderbar ineinander und bildet ein dichtes, in sich völlig stimmiges Klanggeflecht. So verschränkt die Violinistin Johannes Brahms? ?Ungarischen Tanz Nr. 5? einfach mal mit einer finnischen Polka, und ihre in Ägypten entstandene Eigenkomposition (mit Samuli Laiho) ?Desert Run? verbindet arabische und westliche Elemente zu einem furiosen Mix. Über allem schwebt natürlich die ?magische? Geige (akustisch und elektrisch), doch Mervi Myllyoja lässt auch ihren Mitspielern viel Raum. Percussionist und Vibraphonist Teho Majamäki (im erste Konzertteil im schmucken Rasputin-Outfit) klöppelt ebenso virtuos wie variantenreich auf einer ganzen Batterie von Schlaginstrumenten herum. Und Jonna Pirttijoki begeistert nicht nur als Akkordeonistin, sondern auch als ausdrucksstarke Sängerin. Vor allem beim Adele-Hit ?Skyfall?, obwohl sich der als einziges Stück nicht ganz ins Gesamtprogramm einfügen will. Es ist ein Abend, den man als feurig-finnisch bezeichnen könnte, wenn es nicht so absurd wäre. Und doch ist es einfach so.

Quelle: ZV Der Patriot GmbH

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