Konzertbericht

5.3.2015 Märzkonzert - Klassiker in neuem Kleid

Lippstadt - ?That?s Jazz?, sagt Trompeter Klaus Schmedtmann, als Karin von der Bühne geht. Eigentlich singt sie in der Rock-Band Time Banditz, aber beim Konzert des Jazzclubs Lippstadt mit dem Soester JazzExpress in der Musikkneipe Werkstatt legt sie eine Spontaneinlage hin. Und zwar eine, die mit dem Quintett richtig gut gelingt - und das, obwohl man sich nie zuvor gesehen hat. Improvisation - das ist Jazz.

 

Und das merkt man am Donnerstagabend. Der JazzExpress ist so etwas wie ein Mehrgenerationenprojekt. Schmedtmann, langjähriger Vorsitzender der Jazz-Interessengemeinschaft Soest (JIGS) und Zeit seines Lebens Jazzer in mehreren Ensembles ist über 70, Arne Fischer, der Alt-Saxofonist, gerade mal 17 Jahre alt. Das Nachwuchstalent ist genauso wie sein Bruder Björn, der dezent im Hintergrund den E-Bass spielt, mehrfacher ?Jugend jazzt?-Preisträger. Ebenfalls ausgezeichnet am Klavier: Lorenz Schönle. Wolfram Vossel, Vize-Vorsitzender der JIGS und routinierter Schlagzeuger, hält die Solisten mit souveränem Beat-Spiel zusammen. Und das alles erst seit eineinhalb Jahren.

 

Das Soester Ensemble reiht sich damit in das diesjährige Jazzclub-Motto ein, heimischen Künstlern ein Forum zu geben. Auf dem Programm stehen echte Klassiker, von Schmedtmann neu arrangiert - Swing- und Latin-Stücke von Horace Silver, Charlie Parker, Quincy Jones und den Gebrüdern Ball. Sie heißen ?The Preacher?, ?Bone Dance?, ?Lonesome Road?, ?Beautiful Love? oder Sommer-Samba. Manches sind altbekannte Ohrwürmer, alle aber erfahren eine neue Interpretation, wiegen sich im Bossa, Blues oder Funk und vor allem im Swing.

 

Erst muss man sich ein bisschen reinhören, doch wird schnell klar, dass sich hier waschechte Musiker zusammen gefunden haben, die ihrer Leidenschaft zum Jazz und einer ungeheuren Spielfreude frönen. Das Projekt geht auf. Nichts ist aufgebläht, alles fließt.

 

Abgesehen vom routinierten Schmedtmann, der von der Leber weg lässig improvisiert, sind es die geschmeidigen Soli des jungen Alt-Saxofonisten, die besonderen Eindruck hinterlassen. Mühelos saust er durch die Scales, kokettiert mit gehaltvollen Phrasierungen und akzentuiertem, flottem Spiel. Schönles gefällige Improvisationen sind satt und reich an Harmonien und Rhythmen. Man begibt sich gern in sie hinein, in diese sanfte, warme Noten-Dusche.

 

Der Funke springt schnell über an diesem Abend, es swingt und groovt. Nicken und Wippen ist angesagt und das Publikum geizt nicht mit Zwischenapplaus. Dass der Abend so eine unbeschwerte, authentische Jazz-Club-Stimmung mit Session-Charakter transportiert, liegt nicht zuletzt auch an Schmedtmanns unkomplizierter Art mit dem Publikum zu kommunizieren. Gern lässt er zu den Stücken auch mal kleine Anekdoten vom Stapel. Unverkrampft und spontan, so ist der ganze Abend.

 

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - rio

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