Konzertbericht

3.10.2014 Oktoberkonzert - Von Liebe, Leben und Lämmern mit Kronen

So offen, ehrlich, aber auch gefühlvoll, wie sie spricht, ist auch die Musik von Hannah Köpf. Foto: Wissing

LIPPSTADT. Sie nennt sich selbst Jazzsängerin, bedient sich aber herrlich nonchalant auch aus anderen Genre-Töpfen. Nein, wirklich einordnen lässt sich die Musik von Hannah Köpf nicht.

Stilistisch ist die junge Musikerin aus Köln unglaublich wandlungsfähig. Dazu mit einer Stimme gesegnet, die tatsächlich an den klaren Sopran von Joan Baez erinnert, die unter anderem zu ihren musikalischen Leitfiguren zählt. Dazu setzt Hannah Köpf auch ein warmes, dunkles Timbre ein, mit dem sie ihre Zuhörer regelrecht einzulullen vermag.

Und das gelingt der jungen Sängerin aus Köln mit ihrer vierköpfigen Band am Donnerstag in der Werkstatt im Handumdrehen. Eingeladen vom Jazzclub Lippstadt tritt sie an diesem Abend bereits zum dritten Mal in Lippstadt auf. Im Gepäck Songs aus ihrem aktuellen Album ?Lonely Dancer?, aber auch einige Titel ihrer vorangegangenen Veröffentlichungen ?Stories Untold? und ?Flying Free?.

Tatsächlich ist der musikalische Rahmen mit Jazz, Pop und klassischen Singer/Songwriter-Elementen weit gesteckt. Hannah Köpf hat mit Bastian Ruppert (Gitarre, Posaune) Tim Dudek (Schlagzeug), Jakob Kühnemann (Kontrabass) und Benjamin Schäfer (Piano) vier hervorragende Musiker an ihrer Seite. Zu fast jedem Song weiß die Sängerin, die sich zwischendurch selbst mit Gitarre und Ukulele begleitet, eine kleine Anekdote zu erzählen. Sehr charmant und sehr unterhaltsam.

In Songs steckt auch Persönliches

Dabei gibt sie offen auch einiges über sich preis. Zum Beispiel den Wunsch nach einer auch nach Jahrzehnten noch erfüllenden und glücklichen Beziehung, der sich in dem sehr emotionalenTitel ?The Lonesome Hill? widerspiegelt. Erheiternd ist ihr Erlebnis im Urlaub auf Mallorca, wo sie auf die allgegenwärtige ?Handy-Manie? aufmerksam wird und ihre Kritik an Sozial Networks prompt in ihrem Song ?Hooked? umgesetzt hat. Zwischendurch erzählt sie, wie sie zur Musik gekommen ist. Berichtet vom Einstieg mit der Blockflöte, dem klassischen Klavierunterricht, ihren ersten autodidaktischen Versuchen an der Gitarre (mit humorigem Verweis auf einen gewissen Peter Bursch) und ihrer Zeit in der Schülerband, bis sich die Stimme als ?liebstes Instrument? herauskristallisierte.

So offen, ehrlich, aber auch gefühlvoll, wie sie spricht, ist ihre Musik, sind ihre Texte, die sie überwiegend mit Tim Dudek gemeinsam geschrieben hat. Und da ist auch der Punkt, wo man sich von einigen sehr melodischen Passagen doch nicht zu sehr einlullen lassen, sonder sehr genau hinhören sollte. Denn hier hat jemand etwas zu sagen. Und das muss einem ja nicht immer mit voller Lautstärke und Disharmonien um die Ohren knallen, um authentisch zu sein. Ihre Wandlungsfähigkeit demonstriert Hannah Köpf auch mit einem der wenigen Titel, die nicht aus ihrer Feder stammen: ?Jesus was A Cross Maker?, die Debütsingle der amerikanischen Sängerin Judee Sill, die längst tot war, als Hannah geboren wurde. Wunderbar, wie sie hier mit ihren Musikern auch die Einflüsse des Gospel rüberbringt. Es gibt aber noch eine weitere Hommage an die Sängerin aus den 70er Jahren. Und zwar in Form einer bereits zweiten Zugabe, bei der das Publikum aufgefordert wird, den etwas ?schrägen? Refrain mitzusingen. ?But I laughed so hard, I cried, and the lamb ran away with the crown.? (?Ich habe so gelacht, dass ich weinen musste, und das Lamm ist mit der Krone davon gelaufen?). Der Applaus will nicht enden. Die Sängerin improvisiert, und verabschiedet sich endgültig, begleitet von Benjamin Schäfer am Flügel, mit einer dritten Zugabe, dem irischen Volkslied ?Danny Boy?.

Quelle: ZV Der Patriot GmbH -hewi

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