Konzertbericht

16.3.2014 Märzkonzert - Three Wise Men - Lässig und virtuos

Three Wise Men

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - bal

 

LIPPSTADT - Eigentlich möchte die Band ja anfangen, aber man lässt sie noch nicht. Frank Roberscheuten, schick geschmückt mit weiß gepunkteter grüner Krawatte, steht ganze vorne am Bühnenrand, das Saxophon in der Hand. Rechts und links an seiner Seite: Schlagzeuger Martin Breinschmid und Rossano Sportiello am Flügel. Doch so recht scheint niemand zu bemerken, dass die Three Wise Men loslegen wollen. Die Hintergrundmusik plätschert munter weiter, auch im Publikum beachtet kaum jemand die etwas verloren wirkenden Herren auf dem Podium.

Roberscheuten führt sein Instrument mehrfach in Richtung Mund, doch es hilft nichts, sichtlich etwas frustriert verlässt der niederländische Saxophonist die Bühne, um den Veranstalter darauf hinzuweisen, dass man jetzt anzufangen gedenke.

Der missglückte Anfang ist ein bisschen symptomatisch für den ganzen Abend in der Werkstatt. Die drei Musiker sind hochmotiviert, zumindest Teile des Publikums aber nicht so ganz bei der Sache. Was nicht heißt, dass die Band nicht gut ankommt. Im Gegenteil: Als endlich Ruhe im Saal ist, hat das smarte Trio das Publikum mit einer geschmeidig verjazzten Version der Bürgerkriegs-Hymne ?The Battle Hymn of the Republic? sofort auf seiner Seite. Nahtlos geht es weiter mit dem durch Louis Armstrong bekannt gewordenenen Jazzstandard ?Jeepers Creepers? und einer zu Beginn äußerst loungigen, sich dann dynamisch steigernden Interpretation von ?Just A Gigolo?.

Bandleader Frank Roberscheuten ist in Lippstadt kein Unbekannter. 2001 war er bereits mit seinen Swing Cats im Jazzclub zu Gast. Auch seine Three Wise Men haben sich ganz dem traditionellen Jazz und Swing verschrieben. Und das auf höchstem Niveau. Die drei weisen Männer sind alle klassisch ausgebildete Musiker, die hier ihrer ganz persönlichen Leidenschaft frönen. Was man ihrem unaufdringlich-virtuosen, technisch herausragenden und zugleich extrem lässigen Spiel bei jeder Note anhört.

Es ist ein sehr gediegener, wenn auch im Detail äußerst variantenreicher Stil, dem sich das Trio verpflichtet hat. Man könnte sich das mit Klassikern wie ?Stompin' At The Savoy? oder ?Bei Mir Bist Du Schoen? gespickte Programm gut als erlesene Beschallung einer exklusiven Hotelbar vorstellen. Vielleicht liegt es daran, dass der Geräuschpegel im Raum extrem hoch ist und nicht wenige Zuhörer den flauschigen Sound eher als Hintergrund für ihre Privatgespräche betrachten. Vor allem in den leisen Passagen fällt das sehr unangenehm auf, zum Beispiel bei den ruhigen Pianostücken von Rossano Sportiello.

Was vermutlich nicht wenige von denen nervt, die der Band begeistert zuhören und immer wieder kräftig applaudieren. Die Band selbst lässt sich nichts anmerken, aber es ist auffällig, dass Frank Roberscheuten, der im ersten Set noch in Plauderstimmung war, sich in der zweiten Hälfte nur noch selten an das Publikum wendet. Der Spielfreude tut das keinen Abbruch. Die Musiker werfen sich solistisch die Bälle zu und bauen immer wieder gelungene Gags ein ? zum Beispiel, wenn Martin Breinschmid zur Abwechselung mal auf Schnapsflaschen oder einer Haushaltsleiter rumtrommelt.


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