Konzertbericht

6.2.2014 Februarkonzert Torsten Zwingenberger Quartett Berlin 21 - Das Tempo der Großstadt

Patrick Farrant, Martin Lillich und Torsten Zwingenberger bei ihrem Konzert im Jazzclub.  -  Foto: Heier

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - rio

 

Lippstadt - Sie lieben das urbane, quirlige Lebensgefühl Berlins. Auch wenn nicht alle Bandmitglieder von Berlin 21 in der Hauptstadt leben, so ist es zumindest Torsten Zwingenberger, der dort in seinem Probenraum seit den achtziger Jahren mit zahlreichen Projekten die Musikszene belebt. Der Name der Band geht auf den alten Zustellcode des Berliner Stadtteils Moabit zurück, in dem Zwingenberger lebt.

Der Jazz bietet sich geradezu an, dieses vielschichtige Gefühl der Großstadt zu transportieren. Das bewiesen Torsten Zwingenberger (Schlagzeug), Patrick Farrant (Gitarre), Lionel Haas (Klavier) und Martin Lillich (Bass) am Donnerstag beim Konzert des Lippstädter Jazzclubs in der Werkstatt.

Ausschließlich Eigenkompositionen stehen auf dem Programm. Die temporeichen Stücke des ersten Sets haben sich dem klassischen Jazz verschrieben, den die vier Musiker mit sehr freien Improvisationen ordentlich würzen. Die Musiker legen eine außerordentliche Wendigkeit an den Tag; sie beherrschen ihre Instrumente virtuos, rasen über Saiten, Tasten und Trommeln, jammen durch die Scales und machen erstklassigen Jazz erfahrbar. In ihre Musik übertragen sie das Tempo der Stadt, nutzen das engagierte Zusammenspiel, um sich launig in ihre Improvisationen hineinzulegen.

Das nimmt nahezu ekstatische Züge an, doch bleiben die vier immer auf dem Teppich. Die Musik ist ausgeflippt, inspirierend und bodenständig zugleich. Man pflegt ein wenig Understatement, ist adrett im Anzug gekleidet. Darunter aber lodert das musikalische Feuer, das dem gleichförmigen Alltag trotzt.

Die Aneinanderreihung ähnlich klingender Stücke allerdings verleiht dem Spiel eine recht homogene Klangfarbe. Da bringen Balladen wie ?Pour Claude?, das dem Ziehvater Farrants gewidmet ist, und die vom schwereren Beat getragenen, groovigen Stücke wie ?Park Atmo? im zweiten Set ordentlich Abwechslung hinein.

?Wir spielen keinen radiotauglichen Jazz?, sagt Zwingenberger und legt sich an seinem Schlagwerk mächtig ins Zeug. Es ist eine Wonne, ihm zuzusehen. Nicht nur, dass er drei Trommelsticks mit zwei Händen, Einhandwirbel und mehrere Pedale gleichzeitig bedient: Es ist diese interessante Konstellation des Schlagzeugs, das mit ?Marke Eigenbau? zum erweiterten Percussions-Set mutiert und mit dem Zwingenbergers Spiel einen ganz eigenen Klang- und Spielcharakter erhält.

Während er auf der Cajón sitzt, schlägt er gleichzeitig die am Hocker befestigte Trommel, mit dem linken Fuß bedient er ein Pedal, das ein weiteres und ein Tambourin in Klang versetzt. Außerdem setzt er mehrere Effektinstrumente wie den Regenmacher ein, untermalt damit ?Windy City? oder lässt einen akustischen Bahnhof erklingen. Das verleiht Kontur. Echter Großstadt-Jazz ? auch für Landeier geeignet.

 

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