Konzertbericht

3.1.2014 - Januarkonzert - Stark, souverän und doch leicht Sammy Vomácka-Trio erfreut mit variationsreichem Jazz aus Bebop, Blues und Mainstream

Quelle: ZV Der Patriot GmbH

RIO

 

Lippstadt: Sammy Vomácka ist ein leiser Spieler. So unauffällig wie er sich zur Bühne begibt, so unaufdringlich ist auch seine Musik. Vor fünf Jahren hat er schon einmal auf der Bühne der Kultur- und Musikkneipe Werkstatt gespielt, am Freitagabend betritt er sie mit genau demselben Ensemble wie einst ? ein für kleine Ensembles und oft solo tourende Musikern eher seltener Zufall. Gemeinsam mit Radek Nemesc (Schlagzeug) und Petr Dvorsk (Kontrabass) läutet das Trio beim Januarkonzert des Jazzclub Lippstadt das Jahr musikalisch-elegant ein. Der in Tschechien geborene und im Saarland lebende Sammy Vomácka ist als Fingerpicking-Gitarrist und Ragtime-Spezialist bekannt geworden und hat sich mit Ende 40 komplett der Musik zugewandt, die ihn fasziniert. Dass er ? unterstützt von den beiden Kollegen aus der Prager Jazz-Szene ? mittlerweile ein alter Hase im Jazz geworden ist, zeigt er anhand eines Repertoires, das sich schlicht und ergreifend Jazz-Standards aus Bebop, Blues und Mainstream widmet; was nicht bedeutet, dass die Besucher an diesem Abend mit Gewöhnlichem abgespeist werden. Der schnell mit ?einfach? und ?wenig aufregend? belegte Begriff ?Standards? erfährt bei Vomácka eine gegenläufige Interpretation, die dem Wort die Eigenschaften Qualität und Einzigartigkeit beimessen. Das Stichwort lautet: Variation. Vomácka verleiht mit seinem Spiel auf einer alten Westerngitarre, Picks an den Fingern und leicht metallenem Sound Titeln wie ?A Funny Valentine?, ?Wave? oder ?Blue Monk? ein komplett neues Gesicht. Mit der Leichtigkeit eines geübten und leidenschaftlichen Musikers entstehen Klassiker in einer neuen Klangfarbe. Dazu zählen Stücke von Wes Montgomery, Dizzy Gillespie, Charly Parker oder Jim Hall. Das Thema lässt sich gerade noch heraushören, dann aber variiert und improvisiert das Trio drauf los, immer im fein austarierten Zusammenspiel zwischen Band-Tutti und Solo, dezent und homogen im Klang, flüssig im gewollt kantenlosen Spiel und im Detail nuancenreich. Das Ensemble erfährt eine andächtige Zuhörerschaft, die sich von zarten Bossa-Nova- und leichten Swing-Rhythmen in harmonisch komplexem Gewand mitnehmen lässt. Aus seinen Moderationen erfährt das Publikum vom achttaktigen Akkordschema in ?I Got Rhythm? oder dem 12-taktigen Blues-Schema. Wenn sich das Trio in seinen leichtfüßigen Improvisationen verliert, wähnt man sich in seiner Session. Vomácka greift bei seinem Fingerstyle durch die Tonarten sanft und sicher in die Saiten, Dvorsk treibt ebenso virtuos und mit einem walking bass das Spiel voran und Nemesc untermauert das souveräne, dem nasskalten Wetter trotzenden, erwärmenden Spiel mit kleinen, beherzten Soli.  

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