Konzertbericht

Dezember 2012 - Was tutet denn da?

Alphorn to go: Mitch Hoehler spielt ein Instrument, das ihm der Altenmellricher Alphornbauer Hubert Hense unmittelbar vor dem Konzert zur Verfügung gestellt hat.  -  Fotos: Balzer

Quelle: ZV Der Patriot.de - bal

 

LIPPSTADT - Man hört schon von draußen ein tiefes Tuten. Die Quelle der ungewohnten Klänge, die einen unwillkürlich an Heidi-Idylle und Almabtrieb denken lassen, sind zwei gewaltige, vier Meter lange Alphörner. Bevor Mitch Hoehler und ebasa Pallada mit ihren sperrigen Instrumenten die kleine Bühne der Werkstatt entern, positionieren sie sich erstmal mitten im Raum bzw. auf der Treppe zum ersten Stock. Das ist optisch mindestens genauso eindrucksvoll wie akustisch.

Alpine Klänge mitten im platten Westfalen, das ist ziemlich exotisch. Dass es ausgerechnet im Rahmen des Jazzclubs stattfindet, macht die Sache nicht weniger schräg. Zu Gast ist Alpcologne, ein Kölner Ensemble, das in Lippstadt in Trio-Besetzung auftritt. Dritte im Bunde ist die italo-amerikanische Sängerin Victoria Riccio.

Ein eher übersichtliches Publikum hat sich auf das Experiment eingelassen, das aber bleibt bis zum Schluss gebannt dabei. Denn natürlich bleibt es nicht bei den sehr traditionellen Klängen, die den Abend eröffnen. Schon das zweite Stück ist ein eher Alpen-untypischer Tango. ?Vielen Dank. Ich denke, das wird ein ganz lustiger Abend werden ? zumindest für uns?, kommentiert ebasa Pallada den Applaus trocken.

Dass der warme Alphorn-Klang auch mit Jazzgesang gut harmoniert, wird klar, als Victoria Riccio hinzustößt. Musikalisch lässt sich das Duo sowieso weder stilistisch noch geographisch auf Grenzen festlegen. Da trifft musikalisch Mardi Gras auf Kölner Karneval, es gibt ?Orientalische Alpenmusik?, eine schräge Coverversion von Nancy Sinatras ?These Boots Are Made for Walkin'? und eine witzige Aufbereitung des berühmten Elefantenfalls aus der Wuppertaler Schwebebahn.

Überraschend ist die klangliche Variabilität. Schließlich hat so ein Alphorn weder Klappen noch Grifflöcher, die Anzahl der verschiedenen Töne, die man damit erzeugen kann ist also durchaus begrenzt. Dafür lässt sich wirklich Erstaunliches mit den Dingern anstellen.

Auf Dauer sind die Soundvarianten freilich trotzdem etwas eingeschränkt. Ein bisschen klingt das Alphorn halt doch immer nach nebelverhangenen Tälern und Gipfelromantik. Und so witzig eine getrötete Version von Deep Purples ?Smoke on the Water? auch ist, mit Gitarre kommt der Song eigentlich doch besser.

Das ändert nichts daran, dass das Konzert allen Beteiligten großen Spaß macht. Bei der zweiten und letzten Zugabe singt die italo-amerikanische Sängerin ein sentimentales kölsches Heimatlied, während die Alphornspieler mit ihren Instrumenten im Schunkelrhythmus hin und her wiegen. Das ist schon fast surreal.

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