Konzertbericht

November 2012 - Rasante Fahrt

Ganz in ihrer Musik versunken: die Saxophonistin Nicole Johänntgen.  -  Foto: Rosenthal

Quelle: ZV Der Patriot.de - juro

 

LIPPSTADT - Die Haare von Nicole Johänntgen wippen wild hin- und her. Ihr Gesichtsausdruck wirkt angestrengt, während sie ihr Sopransaxophon spielt. Die junge Frau ist ganz in ihrer Musik versunken. Intensiv und ausdrucksstark ist ihr Spiel.

Nicole Jo heißt die Jazzformation rund um die Musikerin Nicole Johänntgen. Auf Einladung des Lippstädter Jazzclubs spielte das Quartett in der Werkstatt. Elmar Federkeil (Schlagzeug), Philipp Rehm (Bass), Stefan Johänntgen (Klavier/Sounds) und Nicole Johänntgen (Saxophon) präsentieren an diesem Abend Stücke aus ihrem aktuellen Album ?Go on? sowie ganz neue Kompositionen, die laut Band, erst vor eineinhalb Wochen entstanden sind.

?Das ist so hübsch, wie ihr da so sitzt?, begrüßt Nicole Johänntgen die Zuschauer. Viele Jazzfreunde sind gekommen, um das Konzert zu genießen. Gemütlich und entspannt ist die Stimmung. Eben noch, so erzählt die sympathische Frontfrau, sei sie in Peking und Shanghai gewesen und habe einen Film vertont. Sie habe einen ?Reiseflash?, fügt sie lachend hinzu.

Die Musik von Nicole Jo ist ebenfalls wie eine Reise; gestaltet sich wie eine rasante Fahrt durch verschiedene Klangwelten. Die Instrumente erzählen Geschichten mit Höhen und Tiefen. Die Bilder dazu erzeugt jeder Zuhörer individuell in seinem Kopf. Athmosphärisch, gefühlvoll, sinnlich, temperamentvoll, wild und rockig ? die Musik der Saarländer ist, zum Glück, schwer einzugrenzen; die Soundpalette der Instrumente enorm abwechslungsreich.

Das Saxophon schreit, zetert, brummt gefühlvoll oder erzeugt einen flirrenden Klangteppich, der sich im ganzen Raum ausbreitet. Stark und intensiv ist der Bass, groovend und rockig das Schlagzeug. Mit Keyboards und einer, vom Aussehen her an ein Ufo erinnernde, Blue Point Steel Harp werden sphärische Klänge erzeugt, die an Science-Fiction-Szenarien gemahnen. Doch nur kurze Zeit später hat die Musik sich wieder komplett gewandelt ? klingt folkloristisch, macht einen Abstecher in den Orient oder nach Lateinamerika.

Oft steht Nicole Johänntgen am Saxophon im Vordergrund, zieht die charmante Musikerin mit ihrer tollen Ausstrahlung alle Blicke auf sich. Dann nimmt sie sich wieder völlig zurück und gibt den anderen Bandmitgliedern Raum, um sich musikalisch zu entfalten. In solchen Momenten lächelt sie ihre Bandkollegen an, schließt die Augen, beginnt den Kopf hin- und her zu wippen und streicht sich mit der Hand durch ihren wilden Pony.

Jeder Musiker ist schon allein in seinem Spiel so präzise und hörenswert. Ihr Zusammenspiel ist ein echter Genuss. Immer wieder gibt es zwischendurch Applaus, am Ende fordert das Publikum begeistert Zugabe. ?Ihr gebt uns so viel Energie zurück?, sagt Nicole Johänntgen und strahlt.

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