Konzertbericht

März 2012 - Meister der Zwischentöne

Stephan Becker (Klavier), Stefan Rey (Kontrabass) und Thomas Esch (Schlagzeug) begeisterten in der Werkstatt.    Foto: Heier

Das Stephan-Becker-Trio spielte im Jazzclub

 

Die Ansagen gibt es ohne Mikrofon. Das Stephan-Becker Trio gibt sich beim Jazzclub-Konzert in der Werkstatt bescheiden. Der Pianist und seine beiden Mitstreiter bevorzugen die eher leisen, feinen Zwischentöne. Die Konzentration auf die Musik überträgt sich aufs Publikum, das zwar einige wenige akustische Spitzen produziert, aber ansonsten mit gespitzten Ohren zuhört. Es geht nicht anders. Es ist dieses elegante, feinsinnige Spiel, das nicht aufträgt, nicht überbordend ist und sich bei jedem Stück subtil entwickelt, um dann mit aller Wucht den Körper zu durchfließen.

Balladen und Groove

Der klare Aufbau von Beckers Eigenkompositionen folgt traditionellen Regeln. Dennoch weisen seine Arrangements, die stilistisch von der lyrischen Ballade über Swing und Funk bis zur pulsierenden Improvisation reichen, einen besonderen Groove aus. Im Zusammenspiel mit Stefan Rey (Kontrabass) und Thomas Esch (Schlagzeug, Percussion) werden sie genial umgesetzt.

Wenn Bass und Schlagzeug mit sanft einsetzendem Spiel hinzukommen, setzt ein wohliges Kribbeln ein, das sich in aufbauenden Crescendi fortsetzt. Oder aber es geht mit einer Bossa ganz leichtfüßig zu. Das sensible, bewegliche Zusammenspiel, das zwischen unaufdringlicher, aber virtuoser Improvisation und Thema wechselt, lässt Raum für Stimmungen.

Während Becker ein sehr verinnerlichtes, teils impressionistisch anmutendes Spiel mit Läufen und melodiösen Phrasierungen liebt, gibt sich Rey am Bass experimentell. Er streicht und zupft die Saiten entlang des langen Steges und betreibt dabei eine dezente Wildheit, die aber nie ausufert. Einfühlsam und mit sehr differenziertem Schlagwerk fügt sich Esch, zumeist an den Besen, ein.

Das Becker-Trio ist derzeit eines der gefragtesten Jazz-Trios Deutschland und ein junges dazu. Seit 2010 ist das Kölner Ensemble auf Tour, im vergangenen Jahr hat es seine erste CD ?First Day Of Spring? veröffentlicht. In der Werkstatt feiert das Trio mit dem Stück ?The Cooking Queen? Premiere und stellte damit zugleich das Titelstück der neuen CD vor, die im Herbst herauskommen soll. Becker gewährt dabei Einblick in Privates. Denn es ist seine Frau, ?die himmlische Köchin?, die ihn zu diesem Stück inspiriert hat.

Das Stephan-Becker-Trio begeistert mit einem unaufdringlich intellektuellen, entspannten, glückselig machenden Spiel erster Güte, der ganz bestimmt auf den 1a-Bühnen des Jazz zu Hause ist.  

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