Konzertbericht

Mai 2011 - ?Mal sehen, was passiert?

Ali Claudi war mit seiner Band The Groove im Jazzclub zu Gast

Gut eingespieltes Team: Saxophonist Uwe Haselhorst und Gitarrist Ali Claudi in der Werkstatt.


Wenn man schon so oft da war, kann man schon mal durcheinanderkommen. Seit den sechziger Jahren gehört Ali Claudi zu den Stammgästen des Lippstädter Jazzclubs. Zuletzt sei er vor etwa acht Jahren dagewesen, meinte der Gitarrist bei seiner jüngsten Visite ? das gilt aber freilich nur für seine Band The Groove. Mit seinem eigenen Trio war der umtriebige Gitarrist und Sänger danach gleich noch dreimal in Lippstadt zu Gast, zuletzt 2009.

Vielleicht liegt es an dieser gefühlten Dauerpräsenz, dass die Musikkneipe Werkstatt beim jüngsten Jazzclub-Konzert eher übersichtlich gefüllt war. Die anwesenden Zuhörer zeigten sich jedoch (erneut) äußert angetan von der unaufdringlichen Virtuosität des musikalischen Urgesteins. Die im Jahr 2000 gegründete Formation The Groove ist kein reines Soloprojekt des Frontmanns. Mit Uwe Haselhorst (Saxophon, Klarinette, Querflöte), Hans-Günther Adam (Hammond-Keyboards, Pedalbass) und Kurt Billker (Schlagzeug) hat Claudi drei äußerst versierte Mitstreiter an Bord, die nicht nur durch die zahlreichen Soli maßgeblich zum Sound beitragen.

Über-Hits und wieder Ausgegrabenes

Der setzt auf eine fein abgestimmte, wohl temperierte Mischung aus Soul, Funk und Rhythm & Blues. Absolute Über-Hits wie James Browns ?I got you (I feel good? oder (als Zugabe) ?A Whiter Shade of Pale? von Procol Harum finden sich da ebenso im Programm wie längst vergessene, wieder ausgegrabene Schätze der Musikgeschichte. So reihen sich im Laufe des Abends unter anderem Stücke von Ray Charles (?Mary Ann?, ?You don't know me?, Jimmy Smith (?The Cat?), den Crusaders (?Put it where you want it?) und eine eigene Version des altehrwürdigen ?St. Louis Blues? aneinander.

Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf den mit vielen Soli angereicherten Instrumentalparts, bei denen sich vor allem der Gitarrist und der Saxophonist musikalisch souverän die Bälle zuspielen, unterfüttert von den mal sehr warmen, mal nervös-funkigen Tastenklängen von Hans-Günther Adam und dem groovenden Schlagzeugspiel von Kurt Billker. Deutlich weniger mitreißend sind dagegen Claudis Sangeskünste, die aber für einen Gitarristen, der halt ab und an auch singt, durchaus in Ordnung gehen.

Nahtlos fügen sich auch einige Eigenkompositionen ein, etwa das zügige ?I don't like you no more?, Ali Claudis musikalische Abrechnung mit einer Frau, die ihn einst versetzt hat ? nicht schön für die Romantik, aber gut fürs Portmonee. Das Stück habe ihm einiges an Gema-Gebühren eingebracht, verrät der Gitarrist.

Und ganz nebenbei erfährt man so auch, mit wem die Herren in den vergangenen Jahrzehnten sonst noch so die Bühne geteilt haben. Das Stück ?Rolling Ocean? hat Uwe Haselhorst in den Siebzigern für die Jazzrock-Formation Ocean Orchestra geschrieben. Sänger war kein geringerer als Herbert Grönemeyer. ?Ein sehr schneller Funktitel, mal sehen, was passiert?, kündigt Ali Claudi das Stück an, dem er sogleich mit seinem ruppige Gitarrenspiel eine unerwartet aggressive Note verleiht.

Ältere Herren können eben auch anders. Und das ist gut so.  


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