Konzertbericht

April 2011 - Unheimlich entspannend

Rainer Schallenberg-Quartett gibt in der Werkstatt ?just Jazz? zum Besten. Mit Bebop, Swing- und Funkanklängen Nerv der Lippstädter getroffen

 

 

Jazz ist ja nicht einfach so dahergespielt: Inniges Spiel mit dem Rainer Schallenberg-Quartett, hier mit (v.l.) Gitarrist Ralf Schalk und Saxofonist Uli Lettermann.    Foto: Heier

?Sie haben sich für die besste aller Alternativen entschieden.? Saxofonist Uli Lettermann ist keine Rampensau, aber ein Moderator, der weiß, welche Qualitäten seine Band vorweisen kann. Am Donnerstagabend begegneten die Jazz-Freunde in der Musikkneipe Werkstatt einem gut gelaunten, eingespielten Rainer Schallenberg-Quartett, das auf Einladung des Jazz-Club Lippstadt ganz einfach ?just Jazz? zum Besten gab.

Mit Bebop, Swing- und Funkanklängen, Hammondklassikern, Standards und Eigenkompositionen trafen Rainer Schallenberg an der Hammond B3-Orgel, Gitarrist Ralf Schalk, Schlagzeuger Barny Bürger und eben Saxofonist Uli Lettermann ? in Lippstadt auch bekannt mit dem Saxofon-Quartett Quintessence ? exakt den Geschmack der Zuhörer, die sich in bester Club-Atmosphäre wähnten.

Duke Ellingtons ?Caravan? war so ein Klassiker. B?s und Kreuzchen ? imaginär im Kopf natürlich und nicht vom Papier abgelesen ? hielten die Musiker nicht davon ab, mit souveräner Improvisationskultur ihren Stücken im Original oder als Bearbeitung einen unbeschwerten Easy-Listening-Sound zu verpassen. Da machte es den Lippstädtern Spaß, zuzuhören. Lettermann jonglierte mit seinen Sopran- und Altsaxofonen durch die Tonarten, verzierte seine Läufe mit kleinen Schlenkern und artikulierte sich mal zärtlich mal wild.

Die Musiker nutzten ihre Soli, um dann wieder pointiert zum Thema zurückzufinden. ?Spinning Wheel? kam in einer freien Jazz-Version daher, Lettermans Lieblingsstück ?Sweet Lucie? wurde zur Funk-Version mit innigem Groove und in einer Eigenkomposition liefen zwei Stücke in 12 und in 16-Takten parallel nebeneinander her. Jazz ist ja nicht einfach so dahergespielt.

Dass man sich in der Theorie bestens auskennen muss, erläuterte der Moderator an der ?großartigen Jazz-Lyrik des Organisten?, der seine Kollegen gerne mit synkopisierten Akkordreihen und Tempiwechseln konfrontierte. Barny Bürger liebt sein recht klein gehaltenes Schlagzeug und schöpfte die Möglichkeiten auf ganz diffizile Weise aus. 5/4-Takt, Bossa oder andere Taktarten innerhalb eines Stückes waren nicht selten.

Der Sound wurde insgesamt getragen von einem leicht treibenden Beat und blieb in der gefälligen Melange mit den Musikern immer eins: unheimlich entspannend.  

 

Quelle: ZV Der Patriot GmbH RIO 

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