Konzertbericht

Januar 2009 - Versunkene Schätze

Christiane Hagedorn und ihre Band Lolou versprühen Jazz-Klänge. Scheues Publikum wagte den Zwischenapplaus nicht

 

LIPPSTADT   Einen lang versunkenen Schatz bargen die Sängerin Christiane Hagedorn und ihre Band Lolou am Freitagabend in der Jakobikirche. Superseichte Jazzballaden aus der Feder von Kurt Weill - musikalischer Vertreter der Gesellschaftssatiriker des frühen 20. Jahrhunderts aber auch Komponist solcher Stücke, wie sie von Miles Davis und John Coltrane übernommen wurden - sind eher unbekannt.Rund 200 Zuhörer, darunter Insider als auch Fans der leichteren Jazz-Muse, folgten der Einladung des Gemeinschaftsprojekts von Jazzclub und Musikverein. Christiane Hagedorn und ihre Band Lolou verleihen in ihrem ungewöhnlichen wie außergewöhnlichen Programm ?Weillness? den Weill´schen Kompositionen fernab der Dreigroschenoper ein modernes, ein der neuen Generationen angepasstes Gewand.
Von ausgezeichneten Musikern umgesetzt ist das mit Überraschungen gespickte Programm durch seine zum Teil experimentelle Interpretation auch ein wenig speziell. Hinter dem Gesicht mit den rehbraunen Augen verbirgt sich eine Sängerin, die der Liebesgeschichte der lasziven und extrovertierten Jenny Konturen verleiht. Hagedorns chamäleonartige Stimme über vier Oktaven reicht vom Sprechgesang bis hin zur schillernden Sirene.
Ihre leidenschaftlichen Mitstreiter präsentieren sich als mitreißende Band, die die vielfältigen Klangfacetten des Jazz beherrscht und sich dabei zu neuen Ufern aufmacht. Martin Scholz (Piano), Robert Kretzschmar (Sax) und Alexander Morsey (Kontrabass) warten u.a. mit einer überraschenden Instrumentierung auf, kramen Clarinova und Tuba hervor.
Schade nur, dass dieser so lebendigen Band ein scheues Publikum gegenübersaß, das den Zwischenapplaus nicht wagte. Sicher, hier lief man keine Gefahr, dass das Programm in einer Musikbar versacken könnte. Abgesehen von der schlechten Akustik an den Seiten aber schien es, als ob das kirchliche Ambiente die Zuhörer einschüchterte. Vielleicht muss sich das Publikum einfach daran gewöhnen, dass die Kirche Kulturraum unterschiedlicher Genres sein kann, die Emotionen erlauben.


Quelle: ZV Der Patriot GmbH rio

Archiv