Es ist Frederike Berendsens Stimme, die hängen bleibt. Klar, durchdringend und ihrer Helligkeit alles überstrahlend erzeugt sie ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Sound. Mit der Band Fré ist die Niederländerin nun auf Einladung des Jazzclubs in der Musikkneipe Werkstatt aufgetreten. Überwiegend Stücke aus dem neu geplanten Albumprojekt „We Rise When We Lift Each Other Up“ stellte die Formation vor. Lippstadt – Das Konzert der Band Fré, zu der unter anderem die gebürtige Lippstädterin Caris Hermes gehört, ist trotz vieler melancholischer Songs der angenehm erfrischende Hauptgang. Zuvor haben Caris Hermes (Kontrabass) und ihr Vater Dieter Hermes (Saxophon) als „pikante Vorspeise“, wie sie es nennen, vier jazzige Miniaturen gespielt. Die Stücke nehmen Bezug auf einzelne Arbeiten der Bildhauer Marijke Smit und Friedrich Vossel, die in der Ausstellung „Einstand“ zu sehen sind. Und so meint man beispielsweise bei dem Instrumentalstück „Schwingungen“, das einem 160 Kilo schweren Objekt gewidmet ist, tatsächlich unterschiedlich lange Schwingungen herauszuhören. Gewitzt geht es indes in dem Stück „Randung“ zu. Hier fühlt man sich mitunter an den Soundtrack zum „Rosaroten Panther“ erinnert. Auf die Vorspeise folgt bekanntermaßen das Hauptgericht, und das hat es in sich. Denn die Band Fré mit der Sängerin und Gitarristen Frederike Berendsen, dem Schlagzeuger Lukas „Bobby“ Büning, dem Keyboarder Julian Bohn und der Kontrabassisten Caris Hermes punktet mit einem breiten Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Elemente des Modern Jazz, Pop, Folk und Sphärisches finden in den selbst geschriebenen Stücken zusammen. Dabei liegt ein spezieller Reiz der Songs in der Spannung zwischen Berendsens heller, ausdrucksstarker Stimme und den ausschweifend langen Instrumentaleinlagen der übrigen Musiker. Und hinter allem steckt eine Geschichte. Oft sind es persönliche Familiengeschichten, die die Sängerin in ihren Texten verarbeitet und die sie dem Publikum im Vorfeld eines jeden Songs erzählt. Der Hintergrund des melancholischen Songs „How To Love The Empty Air“ ist beispielsweise, dass Berendsens Vater starb, als sie sechs Jahre alt war. „Ich habe mir die Frage gestellt, wie es wäre, wenn er noch leben würde“, sagt sie. Und natürlich geht es um so elementare Dinge wie das Vermissen. Über Väter und Töchter sinniert sie ebenfalls in der Ballade „Fathers And Daughters“. Doch was passiert, wenn sich die Mutter nach dem Tod des Vaters neu verliebt und wieder heiraten will? Was bedeutet das für die Eltern des verstorbenen Vaters. Ihre Oma habe ein Stück Brot gebrochen, und es mit der Familie ihres Stiefvaters geteilt, verrät Berendsen. Diese Geste greift sie poetisch im Lied „Breaking The Bread“ auf. „You are family now“, heißt es darin. Berendsen betont die Worte überdeutlich auf geradezu erhabene Weise und gesteht den Worten somit ein besonderes Gewicht zu. Dabei entwickeln die Stücke der Formation Fré eine Eigendynamik. Sie sind kurzweilig und wirken trotz ihrer überwiegend melancholischen Grundstimmung lebendig frisch. Mitunter nehmen sie gar heitere Züge an – wie beispielsweise der Song „The Sun“ zeigt, den die Band dem Publikum als Zugabe auftischt. Entspannt balladenhaft geht’s da mit langen Instrumentaleinlagen zur Sache. Ja, dies ist das perfekte Stück zum Konzertausklang.
Quelle: ZV Der Patriot GmbH
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