Lippstadt - Die Räume sind schummrig. Das Licht, das durch die abgedunkelten Fenster auf die beige-grauen Wände dringt, ist in den Farbtönen Blaulila oder Grüngelb gehalten. Nur kleine Halogenspots spenden Licht. Sie legen den Blick frei auf den an einer Wand stehenden Spruch ?As years go by?. Und dann sind da die gemütlichen Sitzecken, die Stehtische und die kleine Bühne, die der Lippstädter Musikkneipe Werkstatt ihr besonderes Flair verleihen.
Wer hier als Musiker auf der Bühne steht, ist nah dran an seinem Publikum. Man geht quasi auf Tuchfühlung, Eine eigenartige Spannung baut sich auf, noch bevor der erste Ton gefallen ist. Davon profitiert auch das Tropical Turn Quartett, das am Donnerstag im Jazzclub zu Gast war.
Eine Mischung aus latein-karibischen Rhythmen sowie kubanischen Jazz im Stil des Buena Vista Social Clubs servieren sie ihren Zuhörern. Salsa gehört hier ebenso dazu wie Samba, Merengue oder Bossa. Lateinamerikanisches Temperament paart sich mit kubanischer Melancholie und Poesie. Dabei prägen vor allem Kompositionen des Bandleaders Burkhard ?Buck? Wolters das Programm des Tropical Turn Quartetts, das so schön lässig und entspannt ist, wie man sich in einer lauen Sommernacht klassischen Latin Jazz vorstellt.
Angenehm fließend entlädt sich das Spiel, dem neben Wolters (Gitarre) vor allem Denny Mokross (Percussion) und Dmitrij Telmanov (Trompete) ihre besondere Note aufdrücken. Uli Bärs Kontrabassspiel hält sich indes weitgehend im Hintergrund zurück, setzt aber wichtige Akzente.
Einprägsam und facettenreich arbeitet das Quartett beispielsweise die Samba-Rhythmen heraus. In der Endlosschleife könnte das Spiel der Musiker so weitergehen, denn immer wieder entlocken sie den Stücken neue Varianten. So wirken Kompositionen wie ?The yellow Samba? oder ?Cappa Campana? angenehm unaufgeregt. Vor allem die temperamentvoll aufgeladenen Einlagen des Percussionisten Denny Mokross überzeugen.
Poetischer klingen dagegen die kubanisch inspirierten Jazzstücke. Entspannt gleiten die Töne dahin. Eine leichte Melancholie schwingt mit, die vor allem Dmitrij Telmanov mit seinem gefühlvollen Trompetenspiel spürbar macht. Die Töne schwirren. Sie entwickeln ein Eigenleben ebenso wie Wolters einfühlsames Gitarrenspiel.
Bisweilen hat man das Gefühl, dass nicht nur vier Männer auf der Bühne stehen, sondern ein um ein vielfach größeres Orchester. Daneben kann das Tropical Turn Quartett bei seinen Interpretationen brasilianisch angehauchter Stücke auch gewitzt heiter klingen. Manchmal hat man dann das Gefühl, dass Telmanovs Trompete herrlich dreckig klingt. Sie scheint in ein Gelächter auszubrechen, und als Zuschauer schmunzelt man dazu. - mes