Konzertbericht

7.11.2013 - Novemberkonzert - Pure Konzentration auf die Kraft der Musik

Matthias Strucken in Aktion.  -  Foto: Heier

Quelle: ZV Der Patriot GmbH - rio

 

Lippstadt - Man hört es selten live auf der Bühne, das Vibraphon ? und vor allem nicht so virtuos gespielt. In den Bann des soften Sounds mit beschwingtem Latin-Jazz zog das Milt Jackson Project aus Köln am Donnerstag das Jazzclub-Publikum. In der Werkstatt präsentierte sich ein hochkarätiges Ensemble mit keinem geringeren Anspruch, als dem Jazz in all seiner Ursprünglichkeit und der Musik eines der wichtigsten Persönlichkeiten des Modern Jazz, des Vibraphonisten Milt Jackson (1923 bis 1999), zu frönen.

Das Ensemble um Vibraphonist Matthias Strucken mit Marc Brenken (Klavier), Matthias Nowak (Kontrabass) und Mathias Kornmaier (Schlagzeug) prägt nicht allein die Instrumentierung mit dem Vibraphon als ein starkes, Klang bildendes Instrument, sondern auch die außerordentliche Spielfreude und Hingabe zur Musik. Das Konzert ist pure Konzentration auf die Kraft der Musik. Darum ist so manch einer nach über zwei Stunden intensivem Lauschen auch ein wenig erschöpft. Die Musiker sind es auch, gibt Strucken nach dem ?Worksong? zu.

Nicht nur da geraten die Musiker ins Schwitzen. Verblüffend ist die Geschwindigkeit, mit der sie spielen und diese starke Rhythmisierung auf der zwei und vier, die alle Füße wippen lässt. Struckens Schlägel schlagen so schnell, dass das Auge gleich ein ganzes Bündel wahrnimmt. Wie ein Jongleur hält er bis zu vier in den Händen, um mit präzisen Schlägen die Metallplatten erklingen zu lassen. Brenken taucht vollkommen ein in die Musik und tobt sich regelrecht auf den Tasten aus. Nowak legt mit seinem Kontrabass und einem ?walking bass? ein unermüdliches, konzentriertes Spiel hin.

Das Milt Jackson Project hat Titel wie ?Things are getting better?, ?Fungi Mama?, ?Tribute to Bags? (neuer CD-Titel), ?Groovin? High? von Dizzy Gillespie oder ?Too much Mama? von Horace Silver im Gepäck. In erster Linie aber widmen sie sich Musikern, mit denen Milt Jackson gespielt hat, so wie Oscar Peterson, Ray Brown oder Monty Alexander.

Mit Struckens Eigenkomposition ?Flora Sao? lassen die Herzblutmusiker eine beschwingte Bossanova-Ballade erklingen, die nicht nur das geradezu zärtliche Zusammenspiel der vier dokumentiert, sondern auch die Liebe zum Genießen. Die Stücke lassen viel Raum für Improvisationen, den sie voll ausschöpfen. Es ist genial zu sehen, wie die vier immer wieder nach intensiven und leidenschaftlichen Soli gemeinsam zum Thema zurückfinden. Bei ?Out of Nowhere? geht Brenken mit seiner Melodica, einem mit dem Mund geblasenen, kleinen Tasteninstrument, durchs Publikum. Um originelle Einlagen ist man nicht verlegen.

Um zu beweisen, dass auch das Klavier Töne in Schwingungen versetzen kann, wedeln sie mit dem Flügel. Ohne Frage ist das Milt Jackson Project ein Ensemble, das die Kunst und die Kraft des Jazz beherrscht und es versteht, mühelos eine permanente Dur-Laune zu vermitteln, die jegliche November-Tristesse vergessen lässt.

 

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