Lippstadt. „Alles fließt und nichts bleibt. Es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln“, sagte schon der Philosoph Heraklit. Wenn man mit dem Charlotte-Illinger-Quartett in den Jazz eintaucht, kann man tatsächlich ein wenig auf Reise gehen und beim Zuhören erleben, wie sich mit jedem Song nicht nur ein mitreißender Jazz entwickelt, sondern auch ein Moment des Genießens einstellt.
Die junge und musikalisch doch schon so erfahrene Band begeisterte zum Auftakt der Jazzclub-Saison in einer gut besuchten Musikwerkstatt. Mit dabei ist die Lippstädter Kontrabassistin Caris Hermes. Mit den ersten Takten wird klar: Charlotte Illinger (Gesang, Komposition), Jerry Lu (Piano), Caris Hermes (Kontrabass) und Niklas Walter (Schlagzeug) sind voll des Jazzes und zeigen ihre Leidenschaft für den improvisatorischen Geist jener Musik, die vor gut 100 Jahren ihren Siegeszug antrat. Noch dazu sind es die Kompositionen der Sängerin, die sich hervorragend in den Duktus des „klassischen“ Jazz einfügen.
Sauber und unbeschwert klingt diese Musik, reif und von einer eigenen Note beseelt. Das Quartett überzeugt mit technisch solidem Handwerk. Vor allem aber durch eins: Rhythmus.
Und so swingt es gleich mit dem ersten Takt. In „A House Is Not A Home“ oder „Old Devil Moon“. Es läuft und läuft – einfach rund. Die Band beweist Einfühlungsvermögen und zeigt sich einheitlich entrückt. So ist es auch das Publikum. Durch ihr langjähriges Zusammenspiel in verschiedensten Formationen seit dem Studium, sind sie perfekt aufeinander abgestimmt.
Jerry Lu ist der Melody Maker. Er gleitet spielerisch und variantenreich über die Klaviatur und verzaubert mit melodienreichen Improvisationen. Hermes und Walter setzen effektvolle, rhythmische Akzente. Es groovt. Schnell entsteht ein Soul-Beat, wie er im besten Stevie-Wonder-Hit vorkommt. In „Our Love Is Here To Stay“ beweist sich die stimmsichere und ausgeprägte Jazz-Stimme von Illinger, die sehr bewusst leichte Koloraturen und Scats einsetzt und damit besonders den Balladen eine farbenreiche, emotionale Tiefe verleiht.
Es sind Kompositionen wie „Furniture“, die sie und ihre Mitstreiter als Musiker des entspannten Jazz ausweisen. So war dann auch der Abend.
Quelle: ZV Der Patriot GmbH - rio