Konzertbericht

Oktober 2009 - Ein ausgesprochen treuer Gast

Jazzclub-Urgestein Ali Claudi beehrte mit seinem Trio die Werkstatt. Der Sänger und Gitarrist setzte auf Swing-Standards, Balladen und Latin Jazz

Ein eingespieltes Team: Sänger und Gitarrist Ali Claudi und Schlagzeuger Christian Schröder.  ■  Foto: Brode


Lippstadt. Er kommt immer wieder gern in die Lippe-Stadt: Ali Claudi, als Gitarrist und Sänger seit fast einem halben Jahrhundert ein Urgestein der deutschen Jazz-Szene, gehört schon seit 1966 zum Standard-Repertoire des Lippstädter Jazzclubs. ?Das war damals noch im White Castle im Keller der Eintracht, und Heinrich Gerke war euer Clubchef?, erinnert sich Ali Claudi an seine ersten Auftritte in Lippstadt.

Bei seiner diesjährigen Visite brachte der Bandleader mehrerer Formationen seinen Pianisten Hans-Günther Adam mit, während Claudis langjähriger Drummer Christian Schröder das Duo rhythmisch unterstützte. Diese Trio-Version gibt es seit 2007.

Stilistisch lässt sich Ali Claudi nicht gern festlegen. Als Leadgitarrist hat er alle Stilrichtungen durchlaufen. Entsprechend breit angelegt offenbart sich sein Repertoire. Für sein erneutes Lippstädter Gastspiel, das die Sommerpause des Jazzclubs beendete, legte er den Schwerpunkt auf klassische Swing-Standards, Balladen, Latin Jazz und Rhythm and Soul mit unverkennbaren Wurzeln im Blues.

Mit souveränem Gespür packt er seine Improvisationen an, beherrscht seine erdig-klare E-Gitarre ebenso virtuos wie vielseitig, frei von übertriebener Effekthascherei, dennoch mit zwingendem Pathos, wo nötig.

?Die Dinge sind nicht mehr so wie sie mal waren? ? dieser Intro-Titel öffnete vielsinnig quasi als Erkennungsmelodie das musikalische Portal zu einer begeisternden Session unter dem Motto ?The Art of Swing?. Dazu gehörten auch Alis Vocalsongs wie George Gershwins Evergreen ?Lady be good? oder der unter anderem durch Ray Charles berühmt gewordene Titel ?You don?t know me?, aber auch Sambarhythmen und rasante Swing-Kaskaden (?Stompin? at the Savoy?) sowie Eric Claptons ?Something special?.

Als Hexenmeister auf den Tastaturen des Hammond-Keyboards und des Pianos mit zusätzlichen Basspedalen profilierte sich Hans-Günther Adam mit brillanten Soli. Mit tempogeladenem und facettenreichem Power-Drive sorgte schließlich das Energiebündel Christian Schröder am Schlagzeug für ein solides Fundament mit rhythmisch packender Dichte, ob in langsamer Balladen- oder sensibler Blues-Version, im rasanten Swing oder Sambarhythmus.

Eine expressiv gestaltete, selten überzeichnete Session, die ihre Anhänger in der Werkstatt suchte und auch schnell fand. 

 

Quelle: Der Patriot - LB

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